Die Harmonie der Welt – Lyrik eines Landstreichers

Es muss so Ende der 80er Jahre gewesen sein. Im Eingang des Karstadt-Warenhauses saß ein Mann, ein Bettler, ein Penner, ein Landstreicher. Er selbst nannte sich so. Beim Blickkontakt konnte ich nicht anders, ich gab ihm einen 5-Mark-Schein – und wollte gehen. Aber er hielt mich zurück mit ein Paar Worten: „Hier hast Du etwas zum Lesen“, und reichte mir ein Heftchen. Der Umschlag trug die handschriftlichen Worte „Die Harmonie der Welt“, in schöner Schrift geschrieben, und auf der Rückseite seine Unterschrift „U. Schade“.  Ich bedankte mich und ging, beim Laufen den ersten Vers lesend.

Ein Vierteljahrhundert später fiel mir sein Heft wieder in die Hand, und ich begann erneut, die weisen Verse des welterfahrenen Mannes zu Lesen. Und ich durchforstete das Internet nach seinem Namen und erfuhr so einiges über ihn.

Er ist 2009 im Alter von 86 Jahren gestorben.

  • Dein Schicksal überrascht Dich nicht
  • Denn Du bist Dein Schicksal
  • Deine Begegnungen wundern Dich nicht
  • Denn Du bist nicht getrennt von ihnen
  • Dein Tod schreckt Dich nicht
  • Denn Du bist tausendmal gestorben.

 

Ein Gedanke zu “Die Harmonie der Welt – Lyrik eines Landstreichers

  1. Schön, dass ein Mensch, der so am Rande der Gesellschaft lebt, seine Einsichten festhält und teilen will, dass er sich überhaupt noch die Mühe macht, in Kontakt zu einer Welt zu treten, mit der ihn kaum noch etwas verbindet.

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